Das Wetter lässt kein Zögern zu: Von Ungarn über Serbien, Bulgarien nach Griechenland

Um 6 Uhr soll es losgehen und mit viel Glück, viel Diesel und ausgeschlafen noch nach Griechenland in der Abenddämmerung – so habe ich das mal gegoogelmaped …

Doch die Südumfahrung von Budapest war durch eine Baustelle so blockiert, dass ich allein dort schon 2 Stunden im Stau gestanden habe. Mittlerweile ist es grässlich, im Navi die Wirkung auf die errechnete Ankunftszeit zu sehen! Das wird spät, Zwischenübernachtung vermutlich notwendig.

Die Grenze Ungarn – Serbien ist zugleich eine EU Außengrenze, und jetzt könnte ich schreiben, wie schön die grenzenlosen Staaten sind wegen der Kontrollen – aber das mache ich nicht. Um diese Jahreszeit ist der Austritt aus der EU nur eine Sache von 20 Minuten und einem Blick unter das Bett.

Der vorzeiten genannte „Autoput“ präsentiert sich viel komfortabler – doch hinter der Grenze erstrecken sich endlose Felder.

Zwischendurch immer wieder grobe Regenschauer. Und wenns trocken ist, hält mich die Polizei 500 Meter nach einer Mautstation an für eine Kontrolle der Sicherheitsgurte.

Hinter Nis wird die Autobahn gesperrt – Baustelle oder noch nicht gebaut (es gibt noch ein paar kurze, unvollendete Teilstrecken). Das Navi reagiert mit einer Abkürzung, ich hänge aber hinter dem LKW und widerspreche der Technik.

Doch bald kommen mir Zweifel: Es kann doch niemandem einfallen, die Autobahn zwischen Nis und Sofia durch diese Schlucht zu leiten ?!

Ein paar LKW’s kommen mir auch entgegen, hinter mir fährt niemand mehr. Die Verunsicherung weicht der Erfahrung: Man muß schon weiterfahren, um wohin zu kommen!

Nach der vollkommen unproblematischen Wiedereinreise in die EU (! Klar doch) werden die letzten Kilometer nach Sofia sogar begleitet mit Abendsonne.

An Sofia führt die Autobahn oder Schnellstraße westlich und südlich vorbei. Ich hätte hier bestimmt 2 Nächte eingeplant, um mir den letzten gebauten Palast des Kommunismus anzusehen. Aber es gibt hier laut Internet keinen ernstzunehmenden Campingplatz. So lasse ich Sofia links liegen und fahre gen Süden.

Und die Fahrt führt mich kurz vor Sonnenuntergang durch den Süden Bulgariens. Oh, upps, ich bin aufgewacht, nee, war voll konzentriert! Doch irgendetwas habe ich nicht mitbekommen! Nach ein paar Hügeln, ein paar Wolken, wenigen Mitfahrern in ihren LKW’s, eine Kurve weiter und weiter – – bin ich plötzlich ALLEIN!

Es stimmt etwas nicht. Ein Bruch in der Zeit. Oder eine Vollsperrung, die ich nicht gesehen habe, aber auch nicht überfahren haben konnte. Oder endet die Autobahn gleich und ich fahre in einen Abgrund? Was ist hier los?

Ich denke dabei an Deutschland: Bald 20 % finden es als „Stück Scheiße“, ebensoviele wollen mit Sternchen und Emoicons kommunizieren, die Kernindustrie Chemie und auch Automobil wird von einem Verein kaputt gemacht, wozu alle applaudieren, die neue HJ demonstriert gegen CO2, während wir für einen Teil der Bevölkerung die Frauenrechte aufgeben, die Rechtssystem kapitulieren, England soll an den EU Wahlen teilnehmen, aber nicht mehr mitbestimmen dürfen usw.

Ja, usw. Und beim Nachdenken darüber, was in Deutschland passiert, fühle ich mich wie auf dieser Autobahn zwischen Sofia und der Grenze nach Griechenland: Kein Land, keine Verständigung, keine Regeln, keine Gewißheiten, nur noch Willkür – und ich betrachte es kopfschüttelnd so allein wie auf dieser Autobahn.