Hotel Saladi Beach

Der Weg zurück auf die östliche Peleponnes soll mich über Nafplion (Gaskartuschen kaufen!) nach Poros wieder näher Richtung Korinth treiben, da bald ein Flugzeug aus Frankfurt Christine nach Athen tragen wird.

Eine schöne, absolut ruhige Bucht überrascht mich mit dem merkwürdigsten „lost place“ von Griechenland: Dem Saladi Beach Hotel, was als Mahnmal in seiner Größe die gesamte Bucht dominiert und dessen Geschichte schon fast makaber zu nennen ist.

Gebaut wurde es noch während der Junta in Griechenland mit großem Aufwand. So gibt es in der Bucht keine Quellen und auch keine Wasserleitung der Gemeinde. Zur Versorgung der Hotelanlage brachten Versorgungsschiffe vom Meer Süßwasser, welches durch Rohre über den Strand in die Zisternen gepummt wurde. Nach Eröffnung des Hotels Ende der 70’ger Jahre wurde es besonders bei westdeutschen FKK Urlaubern beliebt, was jedoch auf enormen Protest der orthodoxen Kirche stieß, die mit aufgebrachten Einwohnern im August 1980 den Strand mit den deutschen Nackedeis stürmten und sie ins Meer zu treiben gedachten. Nur die Polizei konnte Schlimmeres verhindern.

Danach versuchten die Hotelbetreiber – auch durch mehrfachen Inhaberwechsel in den folgenden Jahren – das Image als FKK Hotel abzuschütteln und die Bettenburg als „normales“ Urlaubshotel zu beleben, was nicht gelang. Seitdem steht das Hotel leer, wurde als Baustofflager geplündert und wird irgendwann zusammenfallen. 160 Einwohner aus den umliegenden Dörfern verloren ihre Arbeit, weil ihr „Protest“ – von der Kirche aufgestachelt – so erfolgreich zum Scheitern der Urlaubsanlage geführt hatte und damit zum Einbruch des kompletten, monetären Gewerbezweigs der Region.

Das erste Foto stammt aus einem beschädigten, alten Prospekt, das ich unter den Trümmern fand.

Weitere Vergleiche vor 40 Jahren und heute, z.B. die Rezeption mit den Schlüsselfächern …

Der Sandstrand als Hintergrundbild im alten Prospekt ist ein Fake. Stattdessen besteht er aus grobem Kies mit dem Vorteil, dass das Wasser sehr, sehr klar ist – wunderbar. Um der (in der Meinung mancher Griechen „heuchlerischen“) Agitation gegen das Hotel zu gedenken, steht wohl auch diese neu erbaute Kapelle am Eingang zur Bucht!

So beschützt sollten mir die Doraden gut munden.

Feierabend!

Manchen Verschwörungstheorien zufolge gab es einige Jahre später eine ähnliche, verlogene Geschichte mit unbekannten Mächten, heuchlerischer Politik, Geldvernichtung und „Krise“: Dieses Relikt fand ich hier zwischen den Kieselsteinen am Strand – von 1976: Die 20 Drachmen-Lüge!

2002 mit der Euro-Einführung, hatten 100 Drachmen einen Umtauschkurs von 0,29 Euro, d.h. diese schwere Münze hatte einen geringeren Wert als das Material: 5,8 Cent! Da lag die Münze wahrscheinlich schon 20 Jahre zwischen den Steinen. Wie hat sich der Kurs zur DM von 1980 bis 2001 verändert?

Das waren harte Jahre in den 80’gern und mit dem Euro erlebte es Griechenland erneut … Aber für mich als jungen Menschen mit kleinem Portemonaie war Hellas ein preisgünstiges Urlaubsland: 1980 haben diese 20 Drachmen im Umtausch also 0,85 DM gekostet. 1980 hat in Deutschland der Liter Superbenzin 1,21 DM gekostet. Für diese Münze konnten man also – ohne Umtauschaufschläge etc. – 0,7 Liter Superbenzin kaufen – in Deutschland. In Griechenland konnte man für 20 Drachmen mehr als einen Liter tanken.

Welchen Wert hat die Münze heute im Umtausch – ach ja, 5,8 Cent!